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Vier Fragen an … Björn-Lars Kuhn, IT-Spezialist, freier Journalist und Energieblogger

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Björn-Lars Kuhn ist Experte und Allrounder auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien. Als einer der erfolgreichsten Energieblogger Deutschlands hat er seinen Namen bereits tief in der Scene verankert. Durch sein Engagement als Gesellschafter bei Proteus Solutions, seine langjährige Tätigkeit in der IT-Branche und als freier Journalist hat Björn-Lars Kuhn ein umfassendes Fachwissen auf dem Gebiet der Solarbranche vorzuweisen. Die Tätigkeit als Journalist hat ihn zudem zu einer der einflussreichsten Stimmen auf dem Themengebiet der Solar- und Photovoltaikenergie werden lassen.

Björn-Lars Kuhn

"Andererseits haben die deutschen Unternehmen immer wieder bewiesen, dass gerade in politisch instabilen Zeiten die besten Innovationen gemacht wurden. " - Björn-Lars Kuhn

Milk the Sun: Lieber Herr Kuhn, nach der Bundestagswahl 2013, den zähen Koalitionsverhandlungen und der Regierungsbildung, wie bewerten Sie das Ergebnis im Gesamten? Wie sehen Ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung und vor allem an den neuen Superminister Sigmar Gabriel aus?

Björn-Lars Kuhn: Vor der Bundestagswahl war ich der Ansicht, dass die Energiewende mit dem Scheitern der FDP schneller vorankommt. Das erwies sich allerdings als Trugschluss, wenn man jetzt die Bestrebungen der GroKo und Sigmar Gabriel sieht. Natürlich ist eine tief greifende EEG-Novellierung notwendig, aber das, was der Superminister da aufruft, klingt schon sehr nach Industriepolitik der Großen Vier.

Natürlich wird im Bereich der Konventionellen immer mit Standort Deutschland und Arbeitsplätzen argumentiert, aber auch im Bereich der Erneuerbaren wurden in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze geschaffen, die ja seit über einem Jahr sukzessive weniger werden, wenn man z.B. das Wegsterben der Photovoltaik betrachtet. Da frage ich mich, ob Arbeitsplätze bei RWE oder E.ON mehr wert sind als die in der Nachhaltigkeitsbranche … Und die Aktionäre bekommen wohl immer noch Dividende.

Das, was die Bundesregierung gerade umsetzen will, klingt eher nach operativer Hektik und Schnellschüssen. Man kann nur hoffen, dass es nicht ganz so schlimm wird.

Milk the Sun: Die Kohlekraft ist in Deutschland so stark wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Wie schätzen Sie perspektivisch die Chancen der Erneuerbaren Energien auf den Strommarkt in Konkurrenz zu den traditionellen und etablierten Energieformen ein?

Björn-Lars Kuhn: Die Erneuerbaren Energien werden sich durchsetzen. Allerdings wird es durch aktuelle politische Maßnahmen zu einer weiteren Verzögerung kommen, weil das System ja in sich falsch aufgesetzt worden ist. Hier sei nur die AusgleichMechV genannt. Langfristig wird das System aber wohl nicht haltbar sein.

Leider haben viel zu wenige Leute die Kompetenz dieses System zu durchschauen, am wenigsten unsere Volksvertreter. Das ist von den konventionellen Anbietern ja auch so gewollt, damit man eine öffentliche Diskussion über Strompreise führen kann. Gehen die Stromgestehungskosten jedoch noch weiter zurück und es geht beispielsweise wesentlich mehr EE-Strom in die Direktvermarktung – z.B. bei 100%-EE-Gemeinden – dann schafft sich das System letztendlich selber ab.

Milk the Sun: Die Branchen rund um die Erneuerbaren Energien sind schon seit langem zu einem ernstzunehmenden weltweiten Wirtschaftszweig angewachsen. Deutschland nahm in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle ein, insbesondere auf dem Feld der Photovoltaik- und Solartechnologie, aber auch bei der Windkraft. Steht zu befürchten, dass sich das in den kommenden vier Jahren ändert und man international von anderen Ländern nicht nur überholt, sondern abgehängt wird?

Björn-Lars Kuhn: Ja, das wird wohl unumgänglich sein. Technologisch mögen wir immer noch die Nase vorn haben und mit dieser Technologie im Ausland punkten können. Aber die Energiewende als solche wird nicht mehr das internationale Vorzeigeobjekt sein. Schaut man sich allein die PV-Zubauzahlen in Italien an, wird schnell deutlich, dass wir in Deutschland eine Energiewendebremse eingeführt haben.

Andererseits haben die deutschen Unternehmen immer wieder bewiesen, dass gerade in politisch instabilen Zeiten die besten Innovationen gemacht wurden. Also könnte es gut sein, dass wir auch neu aufgestellt und gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Milk the Sun: Abschließend hätten wir von Ihnen gerne eine Prognose für das Jahr 2014. Wie wird der Markt für EE am Ende des Jahres in Deutschland und der Welt aussehen? Wer werden die Gewinner und Verlierer sein?

Björn-Lars Kuhn: Verlierer werden ganz klar die großen PV-Projektierer sein, die es bisher nicht geschafft haben, sich im Ausland zu etablieren. Da werden wohl noch ein paar Unternehmen den Gang zum Amtsgericht beschreiten müssen.

Dazu kommen einige Startups, die mit neuen Geschäftsmodellen in den Markt eingestiegen sind und wohl auch dahingerafft werden. Die geplante Besteuerung des Eigenverbrauchs wird so manche Kalkulation zunichte machen und damit womöglich die Geschäftsgrundlage.

Der Markt in Deutschland wird wohl weiter zurückgehen und als Gewinner können sich die kleinen Solateure fühlen. Denn der Markt der privaten Kleinanlagen wird selbst mit gesetzlichen Änderungen nicht abzuwürgen sein. Der Bürger glaubt an die Energiewende und wird diese vorantreiben.

2014 werden sich trotz Gejammer die Großen Vier als Gewinner fühlen, doch möglicherweise werden sich einige Top-Manager umorientieren, wenn die kurzfristigen Gewinne wieder wegfallen.

International gibt es noch einige interessante Länder, die gerade am Anfang stehen, den Anteil der Erneuerbaren auszubauen. Hier werden sich dann die deutschen Spezialisten vor Ort wiederfinden.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Kuhn für das Interview.

 

Im Rahmen der Fortsetzung der Interviewreihe „Vier Fragen an …“ stellt der Milk the Sun Blog führenden Köpfen aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die nationale und internationale Energiepolitik, die Energiewende und  die Reform des EEGs.

Weitere Interviews auf dem Milk the Sun Blog mit Herrn Björn-Lars Kuhn:

Vier Fragen an … Björn-Lars Kuhn, Inhaber von Proteus Solution und Energieblogger

Kommentar: Industrieprivilegien und Eigenverbrauch – Die EU-Kommission legt vor


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